Was, wenn sich plötzlich die Zeit zwischen den Sekunden als lebensrettend entpuppt? Wenn eine noch so unbedeutend erscheinende Entscheidung dafür sorgt, dass man dem Tod von der Schippe springen kann? Das weiß Mara auch nicht, die knapp dem Bombenattentat in der U-Bahn entgangen ist. Als „Überlebende“ erscheint Mara die Welt, die auf einmal vollkommen aus den Fugen gerät, immer noch verschwommen und unwirklich, wie im Traum.
Tania Witte, die neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin noch journalistisch tätig ist und auf Bühnen performt, brachte uns, den SchülerInnen der Klassen 9b und 9c, die Atmosphäre ihres Jugendbuches „Die Stille zwischen den Sekunden“ so dramatisch und schauspielerisch nahe, dass das Fehlen ihrer physischen Präsenz keineswegs als störend empfunden wurde (sie war nur per Videokonferenz zugeschaltet). Die Handlung war so mitreißend formuliert, dass man in der Welt von Mara verschwand und erst wieder auftauchte, als das letzte Wort verklungen war.
Die Fragenbeantwortungen und Erzählungen über ihr Autorendasein, was sie inspiriert und unter welchen Umständen sie schreibt, waren frisch und lebendig (was ihren eigenen Worten zufolge nur der Tasse Kaffee auf ihrem Schreibtisch zugeschrieben werden kann). Während der Fragenbeantwortung wurde sicher so einigen unter uns klar, dass das Leben einer Autorin von höchster Kreativität, stärkstem Durchhaltevermögen und Optimismus geprägt sein muss, um auf diese Weise den Lebensunterhalt zu verdienen. Es gibt Fristen, Vorgaben und Rahmenbedingungen – und nicht jedes Buch wird vom Verlag mit Handkuss angenommen!
Es war eine überaus lehrreiche Lesung, was sich nicht nur daran zeigt, dass in den nächsten Tagen eine große Menge an Leihexemplaren von „Die Stille zwischen den Sekunden“ an die SchülerInnen vergeben wurden. (Hannah Hößle und Katharina Schropp, beide 9c)
Die Online-Autorenlesung wurde von der Mediathek für die Klassen 9 in Zusammenarbeit mit der Stiftung Lesen organisiert. (Sk)
Fotos: Ida