Aus einer kleinen Idee wurde ein großes Kooperationsprojekt, bei dem die zwei Schulen sich dreimal begegnet sind. Die Zahl „drei“ ist auch im Märchen eine magische Zahl, aber von vorne …
Es waren einmal 11 Lesescouts (leider nicht 12 wie die Feen bei Dornröschen) aus dem Rupert-Neß-Gymnasium, die immer schon für Neues rund um Leseförderung zu begeistern waren, und so nahm am Anfang des Schuljahres 2022/23 unter der Leitung von Heidi Schubkegel, Deutschlehrerin am RNG, das Projekt RUPERTs Lesescouts stellen vor langsam Fahrt auf. Denn die Lesescouts schlossen sich dafür der bundesweiten Initiative für Leseförderung, den „Literanauten“, an, die Jugendliche zur aktiven Mitarbeit einlädt.
Aus den für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 nominierten Kinderbüchern haben wir fünf Titel ausgesucht und gelesen – Nikola Huppertz: Schön wie die Acht; Jenny Jägerfeld: Mein geniales Leben; Ali Benjamin: Die Suche nach Paulie Fink; Sarah Orlovsý: Eine halbe Banane und die Ordnung der Welt; Marie Pavlenko: Die Welt, von der ich träume. Ziel war es, diese einer sechsten Klasse aus der Johann-Andreas-Rauch-Realschule Wangen vorzustellen und auch bei ihnen die Leselust zu wecken.
An einem Freitag im Oktober waren wir bereit, unsere Gäste bei Kuchen und Getränken zu empfangen und die Bücher zu präsentieren und sie anschließend zum Lesen mitzugeben. Wir haben verschieden Formate vorbereitet: die klassische Buchvorstellung mit Plakat, das Plakat mit geheimnisvollen Klappen, unter denen die Informationen standen, aber auch das Präsentieren anhand von Gegenständen, die zum Inhalt passen. Der Nachmittag war rundum gelungen, zumal es für die Sechstklässlerinnen und Sechstklässler ihr erster Besuch in unserer Mediathek war und sie die Gelegenheit hatten, sich ausgiebig umzuschauen.
Vom Lesefieber gepackt ging es schon am nächsten Tag gemeinsam zur Buchmesse nach Frankfurt. Das war ein tolles Erlebnis! Jeder ist mit so vielen Eindrücken am Abend nach Hause gefahren – ob von einer Autorenlesung, einer Signierstunde, einem Stand seines Lieblingsverlages, von der Größe der Messe oder von allem zusammen.
Ein Sechstklässler hat sich daraufhin das Buch Gangster müssen clever sein von Kirsten Boie besorgt, aus dem sie auf der Buchmesse vorgelesen hat, um es unseren Lesescouts vorzustellen. Ja, richtig: Es folgte noch einmal ein gemeinsames Treffen im Mai. Diesmal waren wir Lesescouts in die Realschule eingeladen und wir waren begeistert davon, was uns vorgestellt wurde! Außer dem bereits erwähnten Schüler präsentierten zwei Schülerinnen die Bücher Der Brief für den König von Tonke Dragt und Nachtschattenwald. Auf den Spuren des Mondwandlers von Kathrin Tordasi. Das war so abwechslungsreich und mit so schönen Plakaten, dass die Lesescouts es bedauert haben, dass ihre sechste Klasse mit Buchvorstellung schon vorbei ist. Ideen dafür (und Getränke und Gebäck) hat jeder an dem Nachmittag bekommen. Das war ein richtig gelungener Abschluss!
Da in der Zwischenzeit die Bücher für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2023 nominiert waren, haben wir wieder fünf Titel ausgesucht und mitgenommen (Helen Rutter: Neun Wünsche für Archie; Josephine Mark: Trip mit Tropf; Katja Ludwig: Ellie & Oleg – außer uns ist keiner hier; J. M. M. Nuanez: Birdie und ich; Stefanie Höfler: Feuerwanzen lügen nicht). Die Realschülerinnen und Realschüler hatten somit die Gelegenheit, diese bis zu den Sommerferien zu lesen. So hat sich der Kreis (und das Schuljahr) geschlossen.
Und damit endet ein großes Projekt, bei dem zwei Schulen sich näher kennen gelernt, ausgetauscht und gemeinsam etwas unternommen haben. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Christina Witzemann von der Realschule, die spontan bereit war, sich auf dieses Abenteuer einzulassen.
Die Idee für diese Kooperation entstand innerhalb des Peer-to-Peer-Projekts „Literanauten“ des Arbeitskreises für Jugendliteratur, gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und die Waldemar-Bonsels-Stiftung. Der Schwerpunkt der Literanauten liegt auf dem Peer-to-Peer-Ansatz, das heißt lesebegeisterte und in Leseclubs, Literaturjurys oder Schreibgruppen organisierte Jugendliche werden zunächst geschult und dann selbst motivierend aktiv. Ihr Ziel ist es, noch mehr Kinder und Jugendliche fürs Bücherlesen zu gewinnen. Weitere Informationen gibt es unter www.literanauten.org
Vielleicht hat die ein oder andere Leserin bzw. der ein oder andere Leser bemerkt, dass hier in dem Text einige Lesetipps versteckt sind, die man gerne beherzigen darf. Für die Schülerinnen und Schüler der beiden Schulen gilt jedenfalls:
Und wenn sie nicht anderweitig beschäftigt sind, dann lesen sie noch heute …
Heidi Schubkegel für die Lesescouts am RNG