„Am liebsten Medizin.“ Jana aus Isny geht in die 10. Klasse und wird nachher bei Harry Hahmann vorbeischauen, der ihr viel über den Arztberuf – und vor allem den nicht immer einfachen Weg dorthin – erzählen wird. Er wird an diesem Abend noch viele Gespräche führen, und von seinem ganz persönlichen Medizineralltag berichten.
Hahmann ist Rotarier, macht schon seit Jahren mit und findet: „Die meisten wissen genau, was sie wollen, der NC spielt dabei keine große Frage.“ Jana ist nicht so sicher, für sie käme auch Elektrotechnik infrage. Aber festlegen will sie sich noch nicht, „ich hab‘ ja noch ein paar Jahre Schule vor mir.“ Im Bus sind Jana und ihre Freundinnen angereist, im Bus geht’s nach der Berufsinfo auch wieder nach Isny zurück. Rund 500 Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen verschiedener Schulen sind mal wieder bei der Berufsinfo in Wangen. Sie kommen aus Bad Wurzach, Lindenberg, Isny, Wangen und Leutkirch. In Kooperation mit dem Rupert-Neß-Gymnasium haben die Rotaryclubs Wangen-Isny-Leutkirch und Isny-Allgäu die Informationsveranstaltung organisiert und finanziert. Ohne das große finanzielle und organisatorische Engagement der Rotaryclubs wäre diese jährlich stattfindende Veranstaltung, die ein wichtiger Beitrag in der Berufsfindung der Jugendlichen der Region Württembergisches Allgäu sei, gar nicht möglich.
Vom Altenpfleger und Anlagenmechaniker bis hin zu Zahnarzt oder Zerspanungsmechaniker reicht die Palette der 180 Berufe quer durchs Alphabet. Zu fast allen Berufen stehen Profis bereit, die Fragen beantworten und aus dem Berufsalltag berichten. Neu ist dieses Mal, dass das RNG einen Seminarkurs zum Thema anbietet. Andreas Vochezer, zuständig am RNG für die berufliche Orientierung: „Die 16 Kursteilnehmer evaluieren die Veranstaltung, bitten die Schüler am Ende um eine Bewertung und werten die Ergebnisse aus.“
Seit vielen Jahren, die erste Berufsmesse war bereits 1979, wird diese Veranstaltung organisiert. Rund 70 Referenten, Experten, Firmen, Hochschulen, soziale Einrichtungen und Behörden stellen sich den Fragen. Die Stiftung Liebenau stellt die pflegerischen Ausbildungsberufe vor, die Stadt Wangen wirbt für Jobs und auch das Ingenieurbüro Stotz aus Leutkirch sucht kompetenten Nachwuchs. Und lockt Interessierte mit einem Wolkenkratzer-Rundgang per VR-Brille.
Kurz vor 18 Uhr ist die Aula vom RNG voller junger Menschen. Christian Eineder, Geschäftsfeldleiter bei Hohenloher Schuleinrichtungen, hält seit Jahren den Eröffnungsvortrag. 10 Minuten reichen ihm, um klarzumachen, „dass Ihr selbst am besten wisst, wo es euch gut geht. Horcht mal in euch rein, wenn ihr an irgendetwas dranbleiben wollt, dann könnte das vielleicht auch eure berufliche Zukunft sein.“ Und überhaupt: „Wenn Ihr Insta könnt und es einem Erwachsenen erklären, dann könnt ihr schon ziemlich viel.“
Manche kommen vorbereitet, haben Fragen dabei und schon einen Plan. Andere sind „ohne Plan“ da, wie Leonie aus Leutkirch. „Ich schau‘ mir jetzt erstmal die Listen an und dann geh‘ ich einfach rum.“ Die Referenten haben Ohren für alles, dumme Fragen gibt es nicht. „Was halten Sie von einem Gap-Year?“, gibt die Berufsberaterin vom Arbeitsamt wieder zurück: „Was hältst Du denn davon? Das ist so persönlich und muss für dich passen – und für sonst niemanden.“ Auch nach dem Verdienst zu fragen, ist in Ordnung.
Angeboten wird ebenfalls wieder der Lebenslauf-Check von Personalmanagerin Maryeke Kessler und natürlich die Praktikumsbörse in der Aula. Das ist den Organisatoren der Rotaryclubs ebenfalls wichtig. Auf Stellwänden im Foyer werden Praktikumsplätze und Schnuppertage angeboten, beim Finanzamt, beim Zahnarzt oder bei der Stadt. „Einstiegsmöglichkeiten über Praktika“, so Organisator Mario Bernhard von den Rotariern, „sind ein großes Thema bei den Jugendlichen, da wollen wir immer unbedingt etwas anbieten.“
Nach zwei Stunden ist Schluss, die Busse warten vor der Tür. Viele fühlen sich gut informiert. „Bin ein bisschen platt“, gibt Pius aus Lindenberg zu, „aber ich weiß jetzt immerhin, dass ich gar keine schlechten Chancen habe, irgendetwas mit IT zu machen.“ (Christine King)
Fotos: Ida, Sue