RNG zeigt „Der letzte Jolly Boy“ im Kino

RNG zeigt „Der letzte Jolly Boy“ im Kino

Der 27. Januar 2020 ist der Holocaust-Gedenktag. Zum 75 Mal jährt sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Das Rupert-Neß-Gymnasium gedenkt dessen und zeigt das einfühlsames Roadmovie „Der letzte Jolly Boy“. Karten ab Montag, den 13. Januar per E-Mail info@rng-wangen.de oder telefonisch nur am RNG.

Drei Jahre lang begleitete Hans-Erich Viet, Autor und Regisseur den Holocaust-Überlebenden Leon Schwarzbaum. Sie kehrten zurück an die Orte größter Pein, ungeheurer Unmenschlichkeit, tiefster Erniedrung und Tod. Schwarzbaum musste damals das Schlimmste mitansehen, aber er überlebte; als einziger seiner Familie. Geboren am 20. Februar 1921 in Hamburg-Altona als Sohn eines Altmetall-Händlers zogen die ursprünglich polnischen Juden wieder zurück in die Heimat nach Bedzin (nahe Kattowitz) in Oberschlesien. Schwarzbaums Leidenschaft war die Musik. Er liebte den amerikanischen Swing, steppte und gründete gemeinsam mit Freunden eine A-cappella-Gruppe: Die Jolly Boys. Doch kurz nach seinem Abitur im September 1939 passiert es: Die Deutschen fallen in Polen ein, in Bedzin wird die Synagoge angezündet. Schwarzbaum kommt ins Konzentrationslager Bobrek und leistet dort Zwangsarbeit für Siemens. Die drei Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Buchenwald und Haselhorst hat er überstanden.
Gemeinsam mit dem Ostfriesen Viet, der zuvor insbesondere als Regisseur von Krimis der beliebten Reihe „Polizeiruf 110“ in der Öffentlichkeit in Erscheinung trat, taucht Schwarzbaum tief in seine Vergangenheit ein. Lange hat er das Thema verdrängt, im Herbst seines Lebens ist der Wunsch, zu verstehen, was nicht zu verstehen ist, zu groß geworden.
Der daraus entstandene Dokumentarfilm wurde 2018 u.a. mit Filmpreis des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ausgezeichnet.
Auf den Tag genau 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau zeigt das Rupert-Neß-Gymnasium in Zusammenarbeit mit der Stadt Wangen den preisgekrönten Film im Wangener Lichtspielhaus. Vormittags bei den Schüleraufführungen wird auch Oberbürgermeister Michael Lang anwesend sein, der die Initiative zu diesem Projekt hatte. Neben dem Filmemacher können Gemeinschaftskunde-Fachvorsitzender Shawn Perekrestenko und die Schulleitung auch Thomas Walther begrüßen. Dieser spielt in der Geschichte Schwarzbaums eine entscheidende Rolle: Der frühere Staatsanwalt und Richter aus Wangen bereitete die Anklage gegen den KZ-Aufseher John Demjanjuk vor. Damit sorgte er nicht nur dafür, dass erstmals ein Wachmann zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde, sondern auch, dass die „Opfer ein Gesicht bekommen“ haben, sagt Walther. Ihnen ist Gerechtigkeit widerfahren. Dafür erhielt Walther im Juli 2019 das Bundesverdienstkreuz.
Am Abend ist dann die Öffentlichkeit zum Film geladen. Wie bedeutend diese Veranstaltung ist, zeigt auch, dass sowohl Filmemacher Viet als auch Walther an diesem geschichtsträchtigen Tag alle weiteren Termine abgesagt haben und aus Ostfriesland (Viet) und Ungarn (Walther) nach Wangen kommen. (Michael Roth)